SICHTBARKEIT - «wIe»
FARBEN, ARTEN, FORMEN
Manche Menschen, die das Nordlicht noch nie selbst erlebt haben, glauben, wenn man es einmal gesehen habe, dann habe man es doch gesehen.
Stimmt aber nicht ganz, oder zumindest nur begrenzt - wir sind jedenfalls anderer Meinung.
Jede Location hat ihren eigenen Charme, jede Nacht ihre eigene Magie und jedes Nordlicht seinen eigenen Charakter.
Deshalb ist es auch keine zwei Mal dasselbe, sondern jedes Mal immer wieder etwas Neues.
Jede Show ist anders, in Form und Farbe.
Intensität und Sichtbarkeit (Reichweite) hängen von der Energiezufuhr der Sonne ab.
WAS ABER SEHR, JA EXTREM WICHTIG IST UND UNSERES ERACHTENS AN DIESER STELLE UNBEDINGT ALS ALLERERSTES ERWÄHNT WERDEN MUSS :
Wenn Du glaubst, Du kannst irgendwo in ein «Nordlicht-Gebiet» reisen, dort auf die Nacht warten und dann einfach nur an den Himmel schauen, um das Polarlicht zu sehen, dann sei Dir gesagt - dem ist nicht so, so läuft es leider nicht.
Oftmals (bzw. meistens, eigentlich fast immer) muss man im Auto (es gibt auch andere Optionen, zum Beispiel auf einem Boot oder mit dem Schneemobil, wir für unseren Teil finden das Auto aber ganz klar die beste Variante) ein paar Stunden herumfahren und nach dem Nordlicht suchen, es sozusagen durch die Nacht jagen.
Und, noch viel wichtiger : man darf nicht fest damit rechnen bzw. erwarten, das satte Grün, das man von Nordlicht-Fotos kennt, und all die anderen Farben selber von blossem Auge am Himmel zu sehen.
Das ist zwar absolut möglich, aber bei Weitem nicht in jeder durchschnittlichen Nacht der Fall.
Wenn das Nordlicht nur schwach leuchtet und sich nicht bewegt, also nicht sehr aktiv ist, werden Deine Augen nicht viel mehr als einen gräulich-weisslichen, milchigen Streifen, Bogen oder Schleier sehen, der je nach Form durchaus mit einer Wolke verwechselt oder mit einem Flugzeug-Kondensstreifen verglichen werden kann, während Deine Kamera Fotos von tollen grünen Nordlichtern schiesst. Das liegt daran, dass die Kameralinse mehr sieht als das menschliche Auge, und die Farben in der Dunkelheit viel besser herausfiltern kann als unser Sehorgan.
Wir sind der Meinung, dass man dies unbedingt wissen muss, bevor man eine Nordlicht-Reise plant, um falsche Erwartungen und eine damit verbundene, allfällige Enttäuschung zu vermeiden.
Farben
Meist sind die Nordlichter grün oder gelbgrün.
Welche Farben genau entstehen hängt zum einen davon ab, wie hoch das Energieniveau der Sonnenpartikel ist, zum anderen und hauptsächlich davon, in welcher Höhe und womit die Sonnenpartikel in der Erd-Atmosphäre kollidieren und der chemische Prozess stattfindet, der die Lichter erzeugt.
Sauerstoffatome bewirken grünes und, in grösseren Höhen, rotes Licht.
Stickstoffmoleküle verursachen bläuliches und tiefrotes, in tieferen Höhen pinkes und violettes Licht.
In Zahlen ausgedrückt :
Ca. 180 KM über dem Boden (oder höher) treffen die Sonnenpartikel hauptsächlich auf Stickstoffmoleküle und Sauerstoffatome, was rote / rötliche Farben bewirkt.
Ca. 120 – 180 KM über dem Boden treffen die Sonnenpartikel vor allem auf Sauerstoffatome, was helle grüne / gelbgrüne Farben zur Folge hat.
Unter 120 KM über dem Boden kollidieren die Sonnenpartikel mit ionisiertem Stickstoff, was zu blauvioletten und pinken Farben führt.
Das bedeutet bei einem starken, «vollständigen» Nordlichtvorhang ist der oberste Teil normalerweise rot/rötlich, die Mitte grün/grüngelb und der unterste Bereich violett/lila, wobei violett und lila manchmal auch weiter oben erscheinen können.
Die hellste und am besten/meisten zu sehende Farbe ist grün oder gelblich-grün.
Je intensiver das Nordlicht ist, desto eher sind auch Farben wie pink, violett, lila, rot und/oder blau deutlich (von blossem Auge) sichtbar (wir würden sagen rot und blau am wenigsten/schlechtesten).
Unten ist es meist am stärksten und hellsten, während es gegen das obere Ende schwächer wird.
Bei starker Aktivität bilden sich am unteren Ende oftmals lila oder violette Spitzen, bei sehr starker Aktivität wird das obere Ende manchmal blutrot, während der Vorhang sonst grün ist.
Wenn das Nordlicht bei sehr starker Aktivität auch in tieferen Breitengraden gesehen werden kann, nimmt es meist rötliche Farbtöne an.
Ob und wie gut welche Farbe von nacktem Auge gesehen werden kann, hängt aber nicht nur davon ab, in welcher Höhe die Lichter erzeugt werden, sondern auch von deren Aktivität und Intensität.
Arten
Das Nordlicht ist in seiner Art und Intensität sehr unterschiedlich.
Es kann ein kaum sichtbares, leichtes Glühen zwischen den Wolken sein, oder so hell, dass es die Sterne völlig verdeckt.
Es kann praktisch farb- und bewegungslos an einem Punkt am Himmel stehen, oder wild farbig über das ganze Firmament tanzen.
Grundsätzlich kann man die Art bzw. Intensität des Nordlichts aber in drei Arten unterteilen :
ruhig, aktiv oder pulsierend, wobei ruhig die häufigste Form ist.
Ruhig heisst statisches Nordlicht ohne sichtbare Bewegung, meist in Form einer leicht glühenden Wolke, eines blassen
Bogens, Schleiers oder langen Strahls bzw. Streifens
Aktiv bedeutet sich laufend veränderndes Nordlicht mit schnellen Bewegungen, vielen parallelen Lichtstrahlen entlang
des Magnetfelds sowie Falten, Krümmungen und Schleifen innerhalb eines Schleiers.
Pulsierend ist das Nordlicht sehr aktiv und am stärksten. Es flammt auf, flackert, wabert, flattert, schlägt Wellenformen, pulsiert.
Das Pulsieren kann Sekunden oder nur Sekundenbruchteile, aber auch minutenlang anhalten.
Formen
Das Nordlicht kann sich sehr schnell verändern (ist aber niemals hektisch) und sehr viele verschiedene Formen annehmen.
Man kann jedoch zwischen einigen Grundstrukturen unterscheiden :
Glühen
Bogen
Strahlen
Vorhang
Korona
Bogen mit Strahlen
Band
Band mit Strahlen
Oft beginnt das Nordlicht als schwaches, wolkenähnliches Glühen und breitet sich dann in einem oder mehreren niedrigen, «milchigen» Bögen, Schleiern und/oder Strahlen von Nord-Osten nach Nord-Westen über den Himmel aus. Mit steigender Intensität wird dann das «milchige» langsam immer grünlicher und je nach dem auch wirklich grün (also auch für unser Auge).
Meist sind die Lichter ca. 100 KM über der Erde, nur wenige KM hoch, dafür aber oftmals über 1000 KM breit.
Manchmal verblassen Licht und Farbe nach kurzer Zeit wieder und das war’s dann auch schon, manchmal erscheinen sie später irgendwann aber auch von Neuem, und das kann sich viele Male wiederholen.
Es ist auch möglich, dass die Intensität sich erhöht, die Bögen sich ausdehnen und neue Farben erscheinen, neue Formen entstehen. Dann kann ein Bogen z. B. zu einem Band mit schleifen- oder schlangenartiger Form werden und Falten werfen. Manchmal entstehen auch mehrere mehr oder weniger parallele Bänder gleichzeitig.
Wird das Nordlicht noch aktiver, können sich aus dem Band vertikale Strahlen entwickeln, die entlang der Richtung des Erdmagnetfelds ausgerichtet sind. Wenn sich diese Strahlen bündeln und horizontal einem Bogen oder Band entlang bewegen, kann es aussehen wie ein Vorhang, der im Wind weht. Ein unglaublich beeindruckendes Schauspiel.
Bei einer «Korona» oder «Nordlicht-Krone» scheint ein Kreis aus farbigen Strahlen direkt über Deinem Kopf zu explodieren - der absolut helle Wahnsinn.