MYTHEN & LEGENDEN
​Schon seit jeher sind die Menschen vom Nordlicht fasziniert.
Heute wissen wir, dass die Lichter kurz und einfach gesagt aufgrund von elektromagnetischen Partikeln, welche die Sonne uns schickt, entstehen – bevor jedoch die moderne(re) Wissenschaft viele Rätsel wie dieses entschlüsselte, stellten die Menschen die unterschiedlichsten (und zumindest aus heutiger Sicht zum Teil abenteuerlichsten) Theorien auf, was wohl der Grund für die Lichter sein könnte.
Im Laufe der Zeit entstanden so in vielen verschiedenen Kulturen die unterschiedlichsten Mythen, Legenden und Geschichten. Nachfolgend eine (unvollständige) Aufzählung einiger davon :
Allgemein betrachtete die Menschheit das Nordlicht grundsätzlich (leider) immer mit etwas Furcht und sah es oftmals als Omen für Krieg, Katastrophen und Plagen. Auch hatte das Nordlicht in vielen Kulturen viel Bezug zur Totenwelt oder wurde als Nachricht eines Gottes bzw. von Göttern verstanden. So besagt zum Beispiel eine alte nordische Geschichte, Gott sei wütend, wenn das Nordlicht tanzt.
Im Mittelalter sahen es die Europäer als Warnung vor Krankheit, Not, Krieg oder Tod, während für die Römer Aurora, in der römischen Mythologie die Göttin der Morgenröte, über den Himmel flog und einen neuen Tag ankündigte.
Für die Wikinger war das Nordlicht eine himmlische Brücke («Bifröst») von der Erde zu den Göttern, oder die reflektierenden Schilder von Walküren, welche im Kampf Gefallene ins Walhalla begleiten, wo diese in Ewigkeit mit Odin an dessen Tafel speisen dürfen.
Bei den Inuit galten sich schnell bewegende Nordlichter als «Tanz des Todes», mit welchem die Ahnen aus dem Reich der Toten versuchten, Kontakt mit ihren lebenden Nachfahren aufzunehmen und mit ihnen zu kommunizieren. Die Inuit hatten aber auch noch andere Vorstellungen, so z. B. die Nordlichter seien die Seelen totgeborener Kinder, die mit Walross-Schädeln Ball spielen.
Verschiedene Indianerstämme in Nordamerika sahen in den Nordlichtern am Himmel weinende Götter, während die Mandan Indianer in North Dakota eine ganz eigene, viel ausgefallenere Theorie hatten – für sie war die Aurora reflektiertes Licht von einem Feuer, das unter gewaltigen Töpfen loderte, in denen der grosse Medizinmann und die Krieger der nordischen Nationen ihre Todfeinde kochten.
In Russland wurde das Nordlicht von «Ognenniy Zmey» verursacht, einem Feuerdrachen, der Frauen verführt, wenn ihre Männer nicht zu Hause sind.
In Schottland sowie auf den Shetland- und Orkney-Inseln nennt man die Nordlichter u. a. «the mirrie dancers» oder «na fir-chlis», die Flinken oder die Lebendigen. Sie sind übernatürliche Wesen, die am Himmel um eine schöne Frau kämpfen (worum denn sonst ? 😊) und galten als Omen für schlechtes Wetter.
In Island sollen Schwangere nicht ins Nordlicht schauen – tun sie es doch, wird ihr Kind schielen.
In den nordischen Ländern / Skandinavien allgemein weit verbreitet und vor allem beim Volk der Sami hoch im Kurs war auch der Glaube, die Lichter seien zurückkehrende Seelen von Toten oder Geister. Wenn jemand sie respektlos behandelte, würden sie zur Bestrafung vom Himmel herunterkommen und den-/diejenige(n) angreifen, entführen oder sogar töten. Es war sehr gefährlich, über das Nordlicht zu scherzen, ihm zuzuwinken, es zu rufen oder anzusingen.
Selbst heute noch würden viele Sami niemals auf das Nordlicht zeigen oder es anpfeifen.
In Norwegen wurde manchen Kindern gesagt, sie dürften das Nordlicht auf keinen Fall auslachen, weil es sonst herunterkommen und ihnen die Ohren verbrennen würde. Oft durften Kinder auch gar nicht raus, wenn Nordlichter da waren, weil die Eltern Angst hatten, es könnte etwas Schlimmes passieren.
So gesehen erstaunt es, dass es gleichzeitig hiess, man könne ein weisses Tuch in der Luft schwingen, um die Bewegung des Nordlichts zu steigern.
In Norwegen und Schweden dachte man teilweise auch, die Lichter seien Reflektionen von riesigen Hering- oder sonstigen Fisch-Schwärmen im Meer, wenn diese nah an der Oberfläche schwimmen.
In Finnland hingegen wurden die Nordlichter zum Teil für Feuerfunken gehalten, die von Füchsen mit ihren Schwänzen in die Luft geschleudert werden.
Den schönsten Mythos finden wir persönlich aber die Legende aus Dänemark – diese besagt, es seien viele Schwäne so hoch in den Norden geflogen, dass sie dort im Eis gefangen und eingesperrt wurden und immer, wenn sie nun mit ihren Flügeln schlagen, diese als Nordlichter reflektieren.